Montag, 22. März 2010

Was würde Sie denn widerlegen?

Die wichtigste Eigenschaft wissenschaftlicher Feststellungen ist, daß man sie widerlegen kann. Die Widerlegung führt zur Verbesserung oder zum Zurückziehen eines Modelles, einer Theorie oder einer Arbeit. Einer der Kritikpunkte an Leugnern ist, daß Sie es nicht akzeptieren, daß man Sie widerlegen kann.

Ich hatte dies schon einmal bei Lindzen angemerkt. Nach seinem Modell des Klimas sind die Rückkopplungen bei Klimaänderungen abschwächend und daher eine globale Erwärmung von maximal 0,3 Grad ab den 80er Jahren bis 2100 zu erwarten. Da liegen wir inzwischen etwa drauf oder drüber, je nachdem, wie man rechnet, und Lindzen ist objektiv widerlegt. Das interessiert ihn nicht. Er publiziert immer noch zu neuen Varianten des Iriseffekts, wird widerlegt und macht trotzdem weiter. Zwischendurch verbreitet er Verschwörungstheorien darüber, daß angeblich "Skeptiker" unterdrückt würden, ohne je Namen oder Ereignisse dazu belegen zu können.

Es gab da auch ein Papier von McLean, DeFreitas und Michaels 2009 dazu, daß angeblich der größere Teil der Variabilität der globalen Temperatur durch ENSO erklärt werden könne und daher die globale Erwärmung im wesentlichen Folge interner klimatischer Variabilität der Erde sei - der Einfluß des Menschen auf das Klima, so der absurde Schluß, könne daher vernachläßigt werden. Mit Pressemitteilungen wurde der Punkt heimgeholt und in Leugnerblogs fleißig verbreitet. Das war schon damals absurd. Inzwischen gibt es eine Widerlegung des Artikels durch Foster, Annan, Jones, Mann, Renwick, Salinger, Schmidt und Trenberth, in der noch mal genau dargelegt wird, was alles faul an dem Artikel war, der angeblich den Klimawandel neu erklärt. Nicht nur wurden die Daten so lange manipuliert, bis eine absurd hohe Korrelation zwischen der Ableitung des Southern Oscillation Index und der Ableitung der globalen Temperatur erzeugt wurde (indem nämlich die Benutzung der Ableitungen bereits eine hohe Korrelation als Artefakt erzeugt und zugleich wichtige Anteile der Variabilität der Temperatur rausgeschmissen wurden, insbesondere der Trend, den man doch erklären wollte), in dem Artikel gab es auch eine massive Manipulation von Daten. Zwei Datenreihen, die gar nicht zusammenpassen, nämlich Ballondaten für die gobale Temperatur und Satellitendaten, wurden zusammengesetzt, um eine lange Zeitreihe zu erhalten. Der Sprung von 0,2 Grad zwischen den beiden Zeitreihen wurde verborgen, indem man einfach die Zeitreihe auf zwei Diagramme verteilte, die untereinander gedruckt wurden, geteilt genau an dem Temperatursprung. So wurde die globale Erwärmung in den Daten verborgen. Ove Hoegh-Guldberg bei Climate Shifts gibt die Details und weiterführende Links. Außerdem von Interesse dazu Skeptical Science. Fazit: hier wurden Daten verfälscht, um das politisch gewünschte Ergebnis zu erhalten - wissenschaftliches Fehlverhalten der schlimmen Sorte. Ironisch dabei ist, daß Michaels, einer der Autoren, zu denen gehört, die sich mit Fälschungsvorwürfen gegen IPCC-Autoren engagiert haben. Peinlich dazu: die Erwiderung auf den Kommentar von Foster et al. schaffte es nicht durch die Fachbegutachtung. Das heißt, McLean et al. waren nicht in der Lage, eine Antwort auf die Widerlegung durch Foster et al. zu finden, die wissenschaftlichen Mindestanforderungen genügte. Eigentlich bleibt McLean et al. nur, ihren Artikel zurückzuziehen. Aber genau das war ja die Frage - durch was würden sich Leugner widerlegt fühlen, die gar nicht auf der wissenschaftlichen Ebene arbeiten wollen, sondern eine politische Agenda betreiben?

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