Sonntag, 11. Oktober 2009

Was können wir gegen die globale Erwärmung tun?

Die globale Erwärmung ist real. Man kann zeigen, daß die globale Temperatur steigt, daß sie es beschleunigt tut und daß nur die Emission von Treibhausgasen durch Menschen diese Erwärmung erklären kann. Es gibt also Grund genug, etwas dagegen zu tun. Im allgemeinen ist es aber Sache der Staaten, hier zu Vereinbarungen zu kommen und Maßnahmen zu treffen, um die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren. Das Problem ist nur: sie tun es nicht.
Sie tun es nicht ausreichend. Das Hauptproblem stellen die USA dar. Bereits unter Jimmy Carter waren die ersten Kommissionsberichte erstellt worden (1979 der JASON-Report und der Charney-Report), die auf die Bedrohung hinwiesen. Geschehen ist jedoch in den USA praktisch nichts. Zunächst hatte man sich darauf berufen, daß noch Zeit genug sei für Maßnahmen und daß nach einigem Wirtschaftswachstum es relativ gesehen billiger würde, Maßnahmen zur Energieeinsparung und Verminderung der Emissionen zu treffen. Das war aber falsch. Es ist keineswegs billiger, sondern teurer geworden, den Klimawandel zu verlangsamen, weil aufgrund der verstrichenen Zeit heute viel drastischere Maßnahmen notwendig sind, als in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts ausgereicht hätten. Zum zweiten wird gerne auf andere Staaten gedeutet, deren Emissionen angeblich eigene Maßnahmen sinnlos machen würden. Wenn Chinas Wachstum bei den Emissionen in einem Jahr größer ist, als manche kleine Staaten insgesamt emittieren, kann schon fraglich werden, ob Maßnahmen nicht schon im Ansatz sinnlos werden, weil der Nachholbedarf der Schwellenländer sie aufwiegt. Das ist aber eine kurzsichtige Einstellung. Sobald die Schwellenländer ebenfalls anfangen, ihre Emissionen zu verringern, sind die Einsparungen der industrialisierten Länder keineswegs mehr sinnlos. Vor allem aber zieht schon das Vorbild der entwickelten Länder die Schwellenländer mit. Die Einsparmaßnahmen von Staaten wie Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Schweden, Dänemark und den Niederlanden haben zum Beispiel China durchaus davon überzeugt, daß die Industriestaaten den Klimawandel ernst nehmen und man Entwicklung auch daran mißt, daß man sich Ziele im Umweltschutz setzt. Was wir in Europa also tun, regt Staaten wie China, Südkorea und Indien an, ebenfalls etwas zu unternehmen. Das sind die eigentlichen Zinsen des Kyoto-Protokolls, weniger die tatsächlichen Emissionsminderungen, die insgesamt nur eine geringe Wirkung auf das Erdklima hatten.

Mit der Präsidentschaft von Obama hatten manche die Hoffnung verbunden, daß sich dadurch in den USA nun etwas bewegen würde. Dabei unterschätzt man aber, wie stark Amerikaner an ihrem Lebensstil festhalten wollen, der auf niedrigen Steuern für Strom und Benzin und damit Energieverschwendung ohne Reue baut. Auch Obama und eine relative Mehrheit der Demokraten im Kongreß können nichts daran ändern, daß alle Maßnahmen unpopulär sind, die in Europa den Energieverbrauch vermindern. Und das liegt auch daran, daß in den USA, im Gegensatz zu Europa, noch nicht mal die Medien einheitlich die Botschaft überbringen, daß der Mensch das Klima ändert. Hier wird immer noch der Eindruck erweckt, es gäbe eine wissenschaftliche Kontroverse, ob der Mensch das Klima ändert und wenn, ob dies bedrohlich sei. Ohne eine starke Motivation, den Klimawandel aufzuhalten, sind aber erforderliche harte Maßnahmen gegen die Emissionen von Treibhausgasen nicht umsetzbar.

Solange aber die Staaten nicht an einem Strang ziehen, was kann da der einzelne tun? Es gibt ein paar Punkte, bei denen jeder aktiv werden kann.
  1. Flugreisen: Menschen, die regelmäßig Flugreisen absolvieren, haben einen großen CO2-Fußabdruck, und nur eine Minderheit ist aus beruflichen Gründen dazu gezwungen, eilig den Globus zu bereisen. Vor allem der Urlaub in Übersee ist so verzichtbar wie klimaschädlich. Und auch wenn es keineswegs nötig ist, unter dicken Decken zitternd bei Kerzenschein in dunklen Wohnungen zu hocken, wie manche Leugner als Zukunft unter Umweltfanatikern an die Wand malen, es sollte jedem klar sein, daß wir für die Zukunft unserer Kinder und Enkel Prioritäten setzen müssen. Und der Verzicht auf Flugreisen in Übersee sollte niemandem weh tun.
  2. Heizung: Wer Mieter ist, hat nicht viel Einfluß auf die Isolation seines Hauses. Aber die Heizung der Wohnung ist für die meisten Menschen der größte Posten beim Energieverbrauch und daher oft die wichtigste Möglichkeit, CO2-Emissionen zu senken. Wer kann, sollte die Investitionen wagen, sein Haus nach den besten Wärmedämmungskriterien zu modernisieren. Mieter müssen hoffen, daß ihr Vermieter mitzieht und ansonsten die bekannten Tipps zur Einsparung von Heizwärme beherzigen.
  3. Ernährung: Es ist nicht allen bekannt, daß der individuelle CO2-Abdruck sehr stark durch die Ernährung beeinflußt wird. Ein großer Teil der Klimawirkung unserer Nahrung kommt dadurch zustande, daß die Bearbeitung der Äcker mit Maschinen, der Düngemitteleinsatz und der Transport und die industrielle Verarbeitung der Nahrungsmittel dafür sorgen, daß ein harmlos wirkendes Stück Nahrung erhebliche CO2-Emissionen mit sich bringt. Das gilt vor allem für Obst und Gemüse außerhalb der Saison, das von anderen Kontinenten angeliefert wird. Viel gravierender ist aber der Methan-Abdruck von Lebensmitteln. Methan ist ein weitaus wirksameres Treibhausgas als CO2. Das relativiert sich zwar, weil Methan auch viel kurzlebiger ist. Deshalb hängt es erheblich davon ab, über welchen Zeitraum man Methan betrachtet, um zu entscheiden, um wieviel potenter es als Treibhausgas im Vergleich zu CO2 ist. Im allgemeinen ist der Betrachtungszeitraum ein Jahrhundert und Methan ist auf der Zeitskala etwa einen Faktor 25 wirksamer als CO2. Die Nahrungsmittelproduktion ist nun teilweise eine wichtige Methanquelle. An erster Stelle stehen da Rinder, in deren Mägen Bakterien die Zellulose des nährstoffarmen Grases in verdaubare Nähstoffe aufschließen und dabei Methan produzieren, das die Rinder ausrülpsen. Auf Rindfleisch zu verzichten kann den persönlichen Beitrag zum Treibhauseffekt in der Ernährung unter Umständen halbieren, und die Ernährung selbst wiederum kann, je nachdem ob man Flugreisen macht oder nicht, den persönlichen Klimafußabdruck bis zu einem Drittel bestimmen. Auch Schweine und Schafe leisten einen Beitrag zu klimarelevanten Emissionen. Eine generelle Empfehlung lautet daher, auf das Fleisch dieser Tiere weitgehend zu verzichten, den Verzehr von Milchprodukten niedrig zu halten und ansonsten sich möglichst nach der Saison und aus der Region mit Nahrungsmitteln zu versorgen.

Das sind zunächst qualitative Überlegungen. In späteren Beiträgen hoffe ich, das noch mit mehr Angaben unterfüttern zu können.

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